„Ich komme einfach von Bertram nicht los. Zusammenleben kann ich aber auch nicht mit ihm. Es ist wie verhext. Ich komme mir wie fremdbestimmt vor.“
„In der letzten Aufstellung haben wir alle Verstrickungen gelöst und ein Trennungsritual durchgeführt – was hält dich noch, Verena?“
„Es ist wie ein ganz tief inneres Anliegen, mit ihm zusammen sein zu müssen.“
„Mmmh … wärest du für ein Experiment bereit, dass wir in diesem Zusammenhang mal euch beide in einem vergangen Leben aufstellen?“
„OK!“
Aufstellungen von vergangen Leben
Sie werden auch Reinkarnationsaufstellungen oder Past Life-Aufstellungen genannt. Die verschiedenen Familienaufsteller gehen sehr unterschiedlich damit um. Am bekanntesten auf diesem Gebiet ist Jasmin Schober-Howorka aus Österreich, die auch ein Buch zu dem Thema geschrieben hat (Familienaufstellung und frühere Leben hier auf amazon –> affiliate-link))
Ich möchte die verschiedenen Ansätze hier auch nicht diskutieren, sondern dir hier meine Ansicht darstellen und dich dazu einladen, das anzunehmen, was dir stimmig erscheint und das nicht zu beachten, was dir unstimmig erscheint.
Wenn wir einmal davon ausgehen, dass der Energieerhaltungssatz der Physik sich auch auf das Konzept der Seele übertragen ließe, dann liegt es nahe, dass es einen unsterblichen Teil in uns allen gibt, der den Tod überdauert.
Nach einiger Zeit entscheidet sich die Seele dann, weitere Erfahrungen machen zu wollen und inkarniert in einen neuen Körper, wobei die Zeit, in die sie inkarniert, frei wählbar ist.
Seelenverträge
Auch hierzu gibt es mannigfaltige Literatur und sehr weit auseinandergehende Meinungen, was ein Seelenvertrag (auch Seelenvereinbarung genannt) ist und welche Konsequenzen er hat.
Meines Erachtens ist ein Seelenvertrag eine verbindliche Verabredung zwischen mindestens zwei Seelen, im gegenwärtigen oder kommenden Leben eine bestimmte Erfahrung zu machen – zumeist gemeinsam.
„Gängige“ Verabredungen sind ähnlich wie folgt:
„In diesem Leben bist du meine Mutter und ich deine Tochter, im nächsten Leben ist es genau umgekehrt.“ (Perspektivwechsel)
„In diesem Leben sind wir ein Paar, im nächsten Mutter und Sohn.“ (andere Art der Liebe erfahren: Partnerliebe – Elternliebe)
usw.
In manchen Fällen kann es dazu kommen, dass eine Seelenvereinbarung aus dem vorherigen Leben eine Entwicklung in diesem Leben verhindert und der/die Betroffene darunter leidet.
Das Leiden resultiert meines Erachtens aus dem Konflikt zwischen freiem Willen (in diesem Leben) und einer Seelenvereinbarung (aus einem anderen Leben).
Jetzt ist es so, dass, wenn wir uns aus freiem Willen entscheiden, anders Leben zu wollen, dieser Wille Vorrang hat vor einer Seelenvereinbarung.
Das ist zwar gut so, löst aber nicht sie Seelenvereinbarung auf.
Diese muss auf irgendeinem Weg aufgelöst bzw. aufgekündigt werden, und zwar so, dass es auf der Seelenebene wirksam wird.
Oft wird das in einem Ritual gemacht, in Aufstellungen ähnlich durch ritualisierte Sprache und Handlungen.
Verenas Aufstellung
Verena wählt Stellvertreter für sich und Bertram aus.
Beim folgenden Aufstellen im Raum bitte ich sie, konkret an das frühere Leben zu denken, in dem der Seelenvertrag geschlossen wurde.
Dann bitte ich sie, jemanden als Stellvertreter für ihre Seele auszuwählen.
Das ist wichtig, um im vollen Einverständnis von Verenas Seele arbeiten zu können.
Abbildung 1: Anfangsbild
V=Verena, S=Seele von Verena, B=Bertram
Verenas Seele ist Bertram in diesem vergangenen Leben sehr zugetan. Verena selbst schaut passiv auf ihre Seele.
Bertram hat einen besorgten Gesichtsausdruck, der sich immer wieder entspannt, wenn er auf Verenas Seele schaut.
L=Leiter der Aufstellung, andere Abkürzungen wie oben
L(zu B): Was ist bei dir, Bertram?
B: Ich fühle mich irgendwie bedroht und sehr verletzlich.
L(zu B): Wenn du mal in dich hineinspürst – wie alt bist du wahrscheinlich?
B: Also auf jeden Fall ein Kind … jünger als 5 Jahre wahrscheinlich …, aber kein Säugling.
L(zu V): Verena, was ist bei dir?
V: Ich bin ganz fasziniert von meiner Seele …
L(zu V): Möchtest du sie einmal deutlicher spüren, bevor wir an das Anliegen herangehen?
V: Oja!
L(zu V und S): OK, dreht euch mal zueinander und schaut euch in die Augen.
Abbildung 2: Zwischenbild 1
Während die Seele liebevoll zu Verenas Stellvertreterin schaut, ist diese scheu und unsicher.
Ich nehme jetzt Verena selbst in die Aufstellung, um ihr diese Erfahrung in seiner ganzen Tiefe zu gönnen.
L(zu V): OK. Das ist deine Seele. Möchtest du näher zu ihr gehen?
V: Ja …
Sie geht vorsichtig näher. Dann umarmen sich Verena und ihre Seele für einige Minuten.
L(zu V & S): Dreht euch jetzt mal bitte zu Bertram um.
Abbildung 3: Zwischenbild 2
L(zu V & S): Folgt einmal langsam euren Bewegungsimpulsen …
Verena bleibt stehen und schaut interessiert zu Bertram. Verenas Seele geht langsam zu Bertram. Der lehnt sich an sie. Dann gehen beide auf den Boden und Bertram legt seinen Kopf in den Schoß von Verenas Seele. Diese streichelt seinen Kopf liebevoll im Sitzen.
Abbildung 4: Zwischenbild 3
L(zu S): Komme so langsam zum Ende und komme bitte wieder zu Verena.
Die Seele steht kurze Zeit später auf und kommt zurück zu Verena.
L(zu V): Sag deiner Seele und Bertram mal Folgendes in eigenen Worten, wenn es sich stimmig für dich anfühlt:
„Kraft meines freien Willens löse ich den Seelenvertrag zwischen mir und Bertram jetzt, hier und heute. Bitte schaut wohlwollend auf mein weiteres Leben im Hier und Jetzt!“
Verenas Seele nickt, Bertram schaut etwas traurig drein.
L(zu V): Nimm mal deine Seele an die Hand und drehe dich um und gehe symbolisch weg aus dem Feld des Seelenvertrags mit Bertram.
Sie tun es und mit jedem Schritt zeigt sich Erleichterung auf Verenas Gesicht.
Abbildung 5: Endbild
L(zu V): Wie geht es dir jetzt?
V: Gut … erleichtert.
L(zu S): Und der Seele?
S: OK. Ich kann damit sein.
L(zu B): Und du, Bertram?
B: Immer noch traurig, aber ich kann es akzeptieren.
L: Dann lasse ich es jetzt hier so stehen.
Nachbetrachtung
Wir wissen den genauen Inhalt des Seelenvertrages nicht und es ist auch nicht wichtig, ihn genau zu kennen.
Wir können nur spekulieren, dass es eventuell eine Mutter-Sohn-Beziehung war, die sich auch auf dieses Leben auswirkte.
Wichtig ist, dass Verena vom Recht ihres freien Willens Gebrauch machte und eine ungute Seelenvereinbarung auflöste.
In anderen Fällen kann es sinnvoll sein, noch mehr Symbolik zu verwenden und zum Beispiel einen Faden oder ein Seil, mit dem zwei Menschen miteinander verbunden sind, durchzuschneiden.
Oder das jetzige Ich gibt dem Ich des früheren Lebens das „Paket“ zurück oder legt es ihm vor die Füße.
Meiner Erfahrung nach haben weniger als 1% aller Probleme in unserem heutigen Leben direkt mit vergangenen Leben zu tun (beispielsweise durch Seelenverträge).
Indirekt kann es schon etwas mehr sein, doch halte ich es immer für sinnvoll, erst alle Möglichkeiten von Lösungen auf das jetzige Leben zu beziehen, bevor man an vergangene Leben herangeht.
Vertiefend zu Seelenvereinbarungen: Hier auf dem Blog von Lydia Schöpf
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